
Da sind wir, die hungrigsten Schüler der zwölften Klasse. Wir machten uns auf den Weg zur Kantine und der stechende Geruch schlug uns schon im ersten Stockwerk entgegen. Mit jeder weiteren Stufe können wir das heutige Menü erraten. Fisch! Wir werden den trockenen Lachs mit den ungesalzenen Kartoffeln genießen müssen, doch die Qualität spielt keine Rolle, da Hunger unsere Gedanken dominiert. Wir finden unseren Platz im Gedränge und warten ungeduldig auf das Öffnen der schulischen Paradiestür.
Endlich können alle wie eine japanische Tsunami-Welle in den Raum eindringen. Das Chaos, das vor, hinter und innerhalb der Schlange entsteht, können nur die Wenigsten aushalten. Von den Zwölfern bleiben nur wir fünf und das Wasser läuft uns schon im Mund zusammen. Ganz brav nehmen wir uns ein Tablett und gemeinsam mit den Fünftklässlern warten wir auf unsere gerechten Portionen. Wir kriegen unser Essen, die kriegen ihr Essen; wir schauen unser Essen an, wir schauen deren Essen an; wir schauen uns an (großer Magen), wir schauen die Kleinen an (kleiner Magen). Doch Zeit für Verhandlungen gibt es nicht, da unsere Bäuche schon die 10 Symphonie Beethovens komponieren.
Es dauert nicht lange, bis alles aufgegessen ist, der Hunger hat die Geschmacklosigkeit des Essens unterdrückt und in knapp 10 Minuten sind unsere Teller leer. Doch unser Hunger nicht.
Ok, denken wir, kein großes Drama, ⅔ der Klasse ist nicht zum Essen gekommen und deren Portionen warten geduldig auf uns. Einer nach dem anderen gehen wir zurück ins Schlachthaus, wo einem nach dem anderen unsere Bitten skrupellos abgeschnitten werden. ,,Eine weitere Portion darf ich nicht geben”, so sagte die Frau hinterm Tresen mit einem serösen und kompromisslosen Blick. Diese Worte bleiben ungeklärt. Niemand weiß, warum sie kein zusätzliches Essen geben darf. Genug Portionen muss es geben, da die meisten aus unserer Klasse abwesend sind. Sogar Zeit gebe es noch genug, weil wir unsere Mini- Gerichte blitzschnell aufgegessen haben.
Wir gehen, doch der Hunger bleibt quälend, ebenso wie der Geruch im Treppenhaus. Die satten Kinder tragen zu unserer Agonie bei, indem wir unerwartet geraten sind.
Wir haben ein weiteres Problem in der Kantine gefunden. Das Personal will das übrig gebliebene Essen nicht den Elenden geben. Ziemlich absurd und eine Frage bleibt offen: Wo nur das Essen hin?
Darina Asenova
Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/kalorienreduktion-ohne-kalorienreduzierung/
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