Es erstreckt sich ein langer dunkler Raum vor uns. Man sieht nicht viel, außer einen Lichtschein ganz weit weg von uns. Auf einmal gehen Fackeln an.

Sie ziehen sich bis zum Ende des Raumes und erhellen den Weg. Ich kneife die Augen zusammen. Susi macht mir nach. Nachdem unsere Augen sich an das Licht gewöhnen, schauen wir uns um. Der Raum ist leer und lang gezogen, die Fackeln werfen lange Schatten über die Wände. Dumpfe Schritte erklingen hinter uns. „Hier ist je nichts, kommt Leute, weiter geht’s!“ entscheidet Eric und macht einen festen Schritt nach vorne. Er läuft weiter den Raum entlang, doch der Rest bleibt stehen. Alle merken es, irgendetwas ist falsch. Doch Eric lässt sich nicht beirren, läuft weiter und auf einmal zischt es. Der Stein unter Erics Füßen bewegt sich langsam nach unten, er steht angewurzelt da. „Oho“ und er fällt. Er fällt durch den Boden. Susi schreit auf, Thomas macht einen Satz nach vorne, versucht ihn zu greifen, doch es bringt nichts. Eric fällt, schreit, bis auf einmal sein Schreien verstummt. Das Loch, durch das er gefallen ist, verschließt sich ganz selbstverständlich und der Raum ist wieder leer und leise. Die Dumpfen Schritte kommen näher. „Schaut euch den Boden an, die Kacheln“ sagt Matthias kühl. „Du hast gerade gesehen, wie Eric vom Boden verschluckt worden ist und du willst jetzt über scheiß Kacheln reden?!“ schreit Thomas vorwurfsvoll. Susi weint still neben mir und ich seufze laut auf. „Schaut mal, manche Kacheln sehen abgenutzter aus als andere“, sagt Matthias. Und ignoriert gekonnt damit Thomas. Dieser schaut nur enttäuscht weg und ich fokussiere meinen Blick auf die Kacheln. „Du hast Recht, manche sehen irgendwie heller aus“, stimme ich Matthias zu. „Das sind sicher Kacheln, die uns nicht verschlucken, diese vor uns haben sie wahrscheinlich benutzt“. Matthias schaut uns an und geht den ersten Schritt auf so eine abgenutzte Kachel. Dann den zweiten, den dritten und nichts passiert. Er springt geschmeidig von Stein zu Stein, bis er am Ende des Raumes angekommen ist. Er lächelt und zeigt uns an, dass wir auch den gleichen Weg gehen sollen. Ich trete auf dieselben Kacheln wie er und die anderen fangen an mir zögerlich zu folgen. Als wir alle am Ende des Raumes ankommen, fangen wir alle an zu lächeln. Wir hatten den zweiten Teil geschafft, wir waren noch am Leben. Sobald Thomas als Letzter das Ende des Raumes erreicht, gehen die Fackeln aus und wir hören, wie der Boden hinter uns wegfällt. Wir schauen uns an, „Lauft!“ schreit Susi und wir fangen an zu laufen. Durch den Torbogen, durch zwei identische Räume, bis wir auf einmal vor einer Wand stehen. Sackgasse. Wir hören, wie die Dumpfen Schritte hinter uns her rennen, weg vom Abgrund. „Was machen wir denn jetzt?“ sagt Thomas verzweifelt. Alle schauen mich an, ich weiß sonst immer was zu tun ist. „Alex, du hast doch einen Plan oder?“ meint Susi hoffnungsvoll. Ich schlucke hart, ich drehe mich um und schaue mir die Wand an. Eine ganz normale Wand aus alten, kalten Steinen. Nichts Besonderes, nur glatter Stein. Ich lasse meinen Blick schweifen und sehe einen Hebel. Ganz links in der Ecke. Die Dumpfen Schritte und der Abgrund kommen näher. Ich springe nach links, ziehe den Hebel. Der Abgrund ist jetzt nur noch ein paar Meter von uns entfernt, ich kann eine schattige Figur erkennen, die mit dem Abgrund zusammen auf uns zu läuft. Für ein paar Sekunden passiert nichts, doch dann ächzt die Wand auf und wir springen in den nächsten Raum. Keine Sekunde zu spät, denn genau hinter uns fällt der Boden in sich zusammen und verschluckt die schattige Figur. Damit verschluckt er auch die konstanten Dumpfen Schritten hinter uns. Sie waren weg. Wir hatten sie abgehängt. Susi schnauft laut neben mir auf und fängt an zu lachen. Es war kein gutes Lachen, eher ein gruseliges Lachen. Wir alle stimmen ein, wir sind alle froh, nicht gestorben zu sein. So wie Veronica und Eric. So wie alle anderen vor uns. Doch daran darf ich jetzt nicht denken, wir müssen weiter. Wir müssen es holen, um alle zu heilen, um alle zu retten.

To be continued…

Paula Madest, 11b